In der Finanzwirtschaft, so lautet ein Bonmot, wurde der Kommunismus zur Vollendung gebracht: Arbeitnehmer und angestellte Manager von Banken und Sparkassen jedenfalls verstehen sich seit jeher ausgesprochen gut darauf, auskömmliche Gehälter herauszuverhandeln, während die Aktionäre oft leer ausgehen oder die Kunden hohe Gebühren zahlen. Das war auch 2021 wieder der Fall: Die Zahl der Mitarbeiter von Banken und Investmentfirmen in Deutschland, die auf eine jährliche Gesamtvergütung von mehr als einer Million Euro kommen, stieg um rund zehn Prozent an, wie der alljährliche Großverdiener-Report der Europäischen Bankenbehörde EBA zeigt.
Demnach gab es im Vorkriegsjahr exakt 589 Großverdiener in deutschen Banken und Investmentfirmen - verglichen mit 543 im Jahr 2020 und 450 zwei Jahre zuvor. Im Durchschnitt kamen die Finanzfachleute dieser Gruppe auf rund 1,88 Millionen Euro Gesamtverdienst, im Vorjahr waren es noch 1,68 Millionen Euro. Bestverdiener war demnach eine Person im Management mit einer Gesamtvergütung von 13,2 Millionen Euro, davon 8,8 Millionen Euro Bonus. Wer dahintersteckt, ist öffentlich nicht bekannt. Ein Deutsch-Banker kann es nicht gewesen sein. Wie aus dem Vergütungsbericht des Geldhauses hervorgeht, verdiente dort 2021 konzernweit niemand mehr als elf Millionen Euro.
Gute Geschäfte im Investmentbanking
Die meisten Großverdiener in Deutschland waren im Management angesiedelt (353), gefolgt vom Investmentbanking (127). Aber auch im eigentlich eher margenschwachen Privatkundengeschäft schafften es 42 in diese Gehaltsklasse. In keinem anderen Land der Europäischen Union wurde eine höhere Anzahl an Millionenverdienern bei Banken und Investmentfirmen festgestellt. Auf dem zweiten Platz folgte Frankreich mit 371 Großverdienern. Großbritannien, früher stets Tabellenführer, wird seit dem Brexit nicht mehr erfasst. Tatsächlich arbeiten deutsche Banken laut Daten der Europäischen Zentralbank im EU-Vergleich mit am wenigsten effizient und erreichen im Durchschnitt niedrigere Eigenkapitalrenditen als Geldhäuser etwa in Spanien oder auch Frankreich.
Generell dürfte der Brexit ein Treiber der Entwicklung gewesen sein. In der EU-Region insgesamt stieg die Zahl der Vielverdiener um 42 Prozent, allen voran bei italienischen Geldhäusern ging es steil bergauf. Wurden im Jahr 2020 noch 1383 Gutverdiener gezählt, so waren es 2021 bereits 1957. Laut EBA standen dahinter eine gute Geschäftsentwicklung, besonders in Investmentbanking, und der Umzug von in der Regel besonders hoch bezahlten Bankern aus Großbritannien in die EU. Die Inflation dürfte beim Gehalt 2021 noch eine untergeordnete Rolle gespielt haben.
Viele deutsche Banken hatten bereits in den vergangenen Monaten Daten zu Vielverdienern veröffentlicht. Die Deutsche Bank beispielsweise wies - allerdings weltweit - 520 Vergütungsmillionäre aus, weniger als im Vorjahr. Sparkassen und Volksbanken hingegen meldeten steigende Zahlen. Insgesamt dürften auch die Sparkassen inzwischen auf mehr als hundert Vergütungsmillionäre kommen. Bei den Landesbanken führte laut einer Auswertung der Nachrichtenagentur Bloomberg die Bayern-LB mit 17 Mitarbeitern die Liste an, bei der genossenschaftlichen DZ-Bank waren es zwölf Vergütungsmillionäre.
Nach den Exzessen in der Finanzkrise hatten sich die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer weltweit auf strengere Regeln für die Vergütung von Bankern geeinigt. In der EU müssen Kreditinstitute seither gegenüber der Finanzaufsicht darlegen, welche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als "Risikonehmer" einzustufen sind. Das sind Arbeitnehmer oder Vorstände, die ganz besonders zum Geschäftsgewinn (oder eben -verlust) beitragen und daher ein hohes Gehalt beziehen. Außerdem dürfen Boni nur noch maximal 200 Prozent des Fixgehalts ausmachen. In der Folge stiegen vor allem die Fixgehälter stark an.
Author: Jennifer Andrade
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