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Bei Reedls Dax-Radar kommt es zu einem Bankenbeben zwischen niedrigen Kursen und neuen Risiken


Riedls Dax-Radar

Könnten Unterschiedlicher nicht sein in puncto Zinswende und deren Auswirkungen auf Banken: First Republic Bank und Deutsche Bank Quelle: imago images

Bild:  imago images, Collage: Marcel Reyle

Von Finanzaktien wie der amerikanischen First Republic gehen derzeit große Gefahren für die Börsen aus. Dass steigende Zinsen das Geschäft auch beflügeln können, zeigt hierzulande die Deutsche Bank. 

Die Deutsche Bank erzielt im ersten Quartal 2023 das beste Ergebnis seit einem Jahrzehnt. Besonders hoch ist das Wachstum im Geschäft mit Unternehmen, hier legen die Erträge um ein Drittel zu. Hauptgrund für das Wachstum ist der gestiegene Zinsüberschuss. Das bedeutet: Die Deutsche Bank kommt nicht nur gut mit dem allgemein gestiegenen Renditeniveau zurecht, sie ist sogar ein ausgesprochener Gewinner steigender Zinsen. 

Der positive Zinseffekt zeigt sich auch im Privatkundengeschäft. Hier legen die Erträge um zehn Prozent zu. Zugleich gibt es Nettozuflüsse von sechs Milliarden Euro – auch das ist eine positive Entwicklung in dem für Banken schwierigen Umfeld, das durch Misstrauen und Unsicherheit gekennzeichnet ist. Auch in der Vermögensverwaltung kommt es zu Nettomittelzuflüssen von sechs Milliarden Euro. 

Schwierigste Sparte ist derzeit das Investmentbanking. Bei Emissionen, Beratungen und Geschäfte rund um Wertpapiere gingen die Erträge um ein Fünftel zurück, allerdings nach einem starken Vorjahresquartal. Der Handel mit Zinsprodukten indes zieht auch hier an. 

Insgesamt kann die Deutsche Bank ihre Erträge um gut fünf Prozent auf 7,7 Milliarden Euro erhöhen. Risikovorsorge und zinsunabhängige Kosten gehen weniger stark nach oben, das führt zu einem Anstieg des Vorsteuergewinns auf 1,9 Milliarden Euro. Netto bleiben schließlich 1,3 Milliarden Euro, plus acht Prozent.

Zugleich polstert die Deutsche Bank ihre Kapitalkraft auf. Die risikogewichteten Aktiva sind mit 360 Milliarden Euro wenig verändert, das harte Kernkapital macht davon mittlerweile 13,6 Prozent aus. Ein weiterer Anstieg gegenüber der Vorsaison und deutlich mehr als die aufsichtsrechtlichen Anforderungen.

Insgesamt ist die Deutsche Bank damit auf gutem Weg, in diesem Jahr den von Analysten erwarteten Nettogewinn von 3,7 Milliarden Euro nicht nur zu erreichen, sondern womöglich deutlich zu übertreffen. Dazu ist für 2023 eine abermalige Erhöhung der Dividende möglich, die etwa bei einer Ausschüttung von 0,45 Euro je Aktie eine Rendite von fast fünf Prozent erreichen könnte. 

Bei einem Börsenwert von 20 Milliarden Euro liegt die Gewinnbewertung der Deutschen Bank gerade noch im mittleren, einstelligen Bereich. Das bilanzielle Eigenkapital (63 Milliarden Euro) wird an der Börse nur noch zu einem Drittel bezahlt, das aufsichtsrechtliche harte Kernkapital (49 Milliarden Euro) nicht einmal zur Hälfte. 

US-Bankenkrise mit Folgen und Nebenwirkungen

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Dr. Dennis Riedl

Geht es nach den reinen Zahlen, ist die Aktie der Deutschen Bank bei einem Börsenwert von nur 20 Milliarden Euro völlig unterbewertet. Darin spiegelt sich ein enormes Misstrauen der Investoren wider. Im Fall der Deutschen Bank speiste sich das in den vergangenen Jahren aus vielen, vergeblichen Erholungsansätzen die immer wieder zu Enttäuschungen geführt hatten. 

Aktuell kommt dazu die schwierige Verfassung des weltweiten Bankenmarkts, der von der Zinswende mit voller Wucht getroffen wurde. Nachdem in Amerika der Start-Up-Finanzierer Silicon Valley Bank (SVB) zusammenbrach, in der Schweiz die Großbank Credit Suisse vom Konkurrenten UBS gerettet werden musste, kämpft nun die US-Regionalbank First Republic ums Überleben. Die entscheidende Frage für die Börse ist, ob es sich dabei um ein begrenztes Problem handelt, oder ob die Märkte und Wirtschaft damit durch eine neue Banken- und Finanzkrise nach unten gezogen werden. 

Bei der SVB führten massiv gestiegene Zinsen zu hohen Verlusten der Anleihebestände. Bei First Republic kam es durch den Renditeanstieg zu massiven Rückschlägen im Kreditportfolio. Beides sind zunächst spezifische Probleme dieser Banken, die offensichtlich die Gefahr steigender Zinsen falsch eingeschätzt oder sich dagegen nicht angemessen abgesichert haben. So gesehen handelt es sich zunächst um strategische Fehler dieser Banken im Angesicht des neuen Zinsumfelds. 

Das Problem allerdings sind nun Folge- und Nebenwirkungen. Dass es bei der First Republic bisher zum Abzug von mehr als 100 Milliarden Dollar an Einlagen gekommen ist, zeigt einen grassierenden Vertrauensverlust. Kein Wunder, dass nun die anderen Banken, die der First Republic in der ersten Krisenphase mit insgesamt 30 Milliarden Dollar zu Hilfe gekommen sind, nun um ihren Einsatz bangen. Zudem besteht die Gefahr neuer Risiken, vor allem durch Preisrückgänge und Abwertungen bei Gewerbeimmobilien. In den nächsten Wochen könnten weitere Banken in Schieflage geraten und dies an den Märkten zu einer Kettenreaktion führen. 

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In dieser brisanten Situation kommt den Notenbanken eine entscheidende Rolle zu. Massive Probleme bei Banken könnten dazu beitragen, dass es Anfang Mai in Amerika und Europa womöglich noch einmal Zinserhöhungen um 0,25 Prozentpunkte gibt, dann aber erst einmal eine Zinspause eingeleitet wird. Der Rückgang der Inflationsraten in den vergangenen Monaten würde dazu passen. 

Entwarnung für Banken und ein Kaufsignal für Bankaktien dürfte das aber noch nicht sein. Auch wenn in Amerika Großbanken wie JP Morgan von der Unsicherheit unter den Spezial- und Regionalinstituten profitieren und Mittelzuflüsse verzeichnen, bleiben die Unsicherheiten in der Branche hoch: Vor allem könnte die Bankenkrise dazu beitragen, dass die Kreditvergabe an Unternehmen und Konsumenten aus Liquiditätsgründen weiter eingeschränkt wird und dies die Tendenz in Richtung Rezession verstärkt. Mit 1,1 Prozent Wachstum hat die US-Wirtschaft im ersten Quartal noch einmal leicht zugelegt, aber deutlich schwächer als erwartet. 

Fazit für den Dax

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Mit der Deutschen Bank und der Commerzbank gibt es im Dax nur noch zwei Banken, die zusammen 33 Milliarden Euro Börsenwert auf die Waage bringen und damit nur gut zwei Prozent des Index ausmachen. Zudem dürften angesichts der niedrigen Bewertung beider Banken die Kursrisiken auf dem nun gedrückten Niveau überschaubar sein. Vor allem die Deutsche Bank könnte bei einem nochmaligen Abtaucher unter neun Euro eine antizyklische Kaufgelegenheit werden. 

Der Dax selbst hat sich bisher robust auf dem Niveau über 15.500 Punkten gehalten. Sein Abstand zur Durchschnittslinie der vergangenen 200 Börsentage (die derzeit bei 14.179 Punkten verläuft) beträgt noch über zehn Prozent; das macht nach wie vor eine Korrektur wahrscheinlich. Die könnte, etwa nach den anstehenden Zinserhöhungen im Mai, dann bis Mitte des Jahres dauern. Das mögliche Korrekturpotenzial geht nach wie vor bis in den Bereich 14.800 oder 15.000 Punkte. 

Dabei gibt es im Dax interessante Sondersituationen. Konsumchemiker Henkel etwa kann sich nach Abwicklung seiner umstrittenen russischen Geschäfte stärker auf den operativen Turnaround konzentrieren. Im Vergleich zum Überflieger Beiersdorf ist die Aktie weit abgeschlagen – das eröffnet Nachholpotenzial. Der jüngste Anstieg über 70 Euro war ein kurzfristiges Kaufsignal.

Zunehmend schwierig ist die Situation bei BASF. Die Ludwigshafener haben gleich mehrere große Problemfelder: Durch den Rückzug aus Russland haben sie ihre günstige Energieversorgung verloren; ihr wichtigster Wachstumsmarkt China ist zunehmend umstritten; und wie sich die Zukunft ölabhängiger Produkte gestaltet, ist offen. Dazu kommt das konjunkturelle Risiko, das BASF zusätzlich belastet. Kurzfristig dürften sich die unentschiedenen Schwankungen der Aktie fortsetzen, langfristig ist zwischen 38 und 56 Euro eine mehrjährige Bodenbildung möglich.

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