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Kinder sind manchmal unruhig und konzentrieren sich nicht, egal ob in der Schule oder zu Hause. Das ist normal. Bei Kindern mit einem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) ist dieses Verhalten deutlich stärker ausgeprägt. Sie sind hyperaktiv, stören den Unterricht und können sich nur kurz konzentrieren, sodass ihnen das Lernen schwerfällt. Das Syndrom tritt häufig auf und kann auf verschiedene Weise behandelt werden. Wir klären alle wichtigen Fragen rund um das ADHS.
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ADHS – die 10 wichtigsten Symptome
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ADHS – die 10 wichtigsten Symptome
Das Akronym ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom. Das Wort Syndrom beschreibt eine Krankheit, die sich aus verschiedenen typischen Symptomen zusammensetzt. Die typischen Zeichen für ein ADHS sind:
- eine Aufmerksamkeitsstörung
- Hyperaktivität
- impulsives Verhalten
Das ADHS entwickelt sich meist bereits in der frühen Kindheit. Erste Symptome zeigen sich beim Kleinkind vor dem 4. Lebensjahr. Die Diagnose wird in der Regel um den Zeitpunkt der Einschulung gestellt. Insbesondere in der Schule fallen die typischen Verhaltensweisen bei Kindern mit ADHS auf.
ADHS ist eine häufige Erkrankung, die bei ungefähr fünf Prozent der Kinder zu finden ist. Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen. Das ADHS kann auch bei Erwachsenen weiter bestehen. Mehr als die Hälfte der betroffenen Kinder ist jedoch im Erwachsenenalter gesund.
Die genauen Ursachen für das ADHS sind nicht geklärt, allerdings sind verschiedene Faktoren bekannt, die bei der Entstehung des Syndroms zusammenkommen.
Zum einen spielt die Genetik eine Rolle, es gibt also einen erblichen Einfluss. So sind in manchen Familien häufiger Menschen von ADHS betroffen als in anderen. Durch Veränderungen in bestimmten Genen sind bei Leuten mit ADHS bestimmte Hirnfunktionen verändert. Reize werden anders weitergeleitet und verarbeitet als bei Menschen ohne das Syndrom.
Vor der Geburt wird ein ADHS gefördert, wenn die Schwangere Alkohol trinkt oder nikotinhaltige Zigaretten raucht.
Auch das soziale Umfeld kann ursächlich für ein ADHS sein. Schwierige Familienverhältnisse, traumatische Erlebnisse und Stress sorgen dafür, dass Kinder eher ein ADHS entwickeln. Verstärkt wird das Syndrom, wenn Kinder von ihren Eltern in ihrem problematischen Verhalten bestärkt werden und nicht lernen, vernünftig mit Problemen und sozialen Situationen umzugehen. Erziehungsfehler können also eine Rolle spielen, sind aber weder alleinig für die Entstehung eines ADHS verantwortlich, noch muss es zwingend einen Fehler in der Erziehung gegeben haben, damit ein Kind ein ADHS entwickelt.
Es gibt drei Hauptsymptome des ADHS:
- Aufmerksamkeitsstörung: Betroffene können sich nicht lange auf eine Sache konzentrieren und sind leicht abzulenken. Sie wechseln schnell zu anderen Tätigkeiten, ohne ihre vorherige Beschäftigung abzuschließen. So entstehen Flüchtigkeitsfehler und es wirkt, als würden betroffene Kinder nicht zuhören. Insbesondere in der Schule fällt dieses Verhalten auf.
- Hyperaktivität: Menschen mit ADHS haben einen ständigen Bewegungsdrang. Dieser zeigt sich durch ständiges Zappeln und Umherlaufen. Still sitzen ist nur sehr schwierig möglich.
- Impulsivität: Impulsivität heißt, dass man einer Eingebung oder einem Gedanken sofort folgt, ohne ihn vorher zu überdenken oder zu hinterfragen. Dies zeigt sich durch vorschnelles Handeln. Häufig reagieren Kinder mit ADHS unangemessen im Kontakt mit anderen Menschen, zeigen sich beispielsweise aggressiv oder distanzlos. Im Unterricht fallen diese Kinder durch störendes Verhalten, Ungeduld und Unterbrechen ihrer Mitschüler*innen auf.
Welche Symptome Kinder haben und wie diese ausgeprägt sind, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Bei manchen steht die Aufmerksamkeitsstörung im Vordergrund. Man spricht dann von einem ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom). Häufig findet sich jedoch eine Kombination der Hauptsymptome.
Welche Bedeutung hat ADHS für Betroffene?
Die typischen Verhaltensweisen im Rahmen eines ADHS sind für die Betroffenen häufig mit Problemen im Arbeits- und sozialen Bereich verbunden. Das sozial unangepasste Verhalten führt dazu, dass Menschen mit ADHS häufig unbeliebt und sozial isoliert sind. Es fällt ihnen schwer, in der Schule oder am Arbeitsplatz Anschluss zu finden und auch Partnerschaften leiden häufig unter der Erkrankung.
Durch die schlechte Konzentrationsfähigkeit fällt den Betroffenen das Lernen insbesondere in der Schule schwer. Trotz normaler Intelligenz fallen sie durch schlechte schulische Leistungen auf. Durch gezielte Förderung können diese gebessert werden. Allerdings kommen Lernstörungen wie Leserechtschreibschwäche oder Rechenschwäche bei Menschen mit ADHS häufiger vor. Es ist wichtig, diese zu erkennen und entsprechende Hilfe bereitzustellen.
Unter den Leistungsproblemen und der sozialen Zurückweisung leidet häufig auch das Selbstwertgefühl der Betroffenen.
Menschen mit ADHS haben außerdem häufiger andere psychische Erkrankungen wie Depressionen, Störungen des Sozialverhaltens und Tic-Störungen.
Es gehen aber auch positive Eigenschaften mit einem ADHS einher. So sind Kinder mit ADHS besonders fantasiereich und spontan. Auch sind sie in der Regel weniger nachtragend als ihre Altersgenoss*innen.
Einen bestimmten Test für das ADHS gibt es nicht. Viel mehr beurteilt der*die Arzt*Ärztin den Gesamteindruck aus Anamnese (Krankheitsgeschichte), Angaben durch Bezugspersonen (Eltern, Lehrkräfte) und beobachtet das Verhalten des Kindes. Es können auch bestimmte Leistungs- und Entwicklungstests durchgeführt werden.
Verschiedene Kriterien müssen erfüllt sein, damit von ärztlicher Seite die Diagnose ADHS gestellt werden kann:
- Die Zeichen eines ADHS zeigen sich vor dem siebten Lebensjahr.
- Die Symptome bestehen über mehr als sechs Monate.
- Die Verhaltensweisen des Kindes passen nicht zu dessen Entwicklungsstand.
- Die Symptome zeigen sich in unterschiedlichen Situationen, also nicht nur in der Schule, sondern beispielsweise auch zu Hause.
Außerdem müssen andere Ursachen ausgeschlossen werden, die mit ähnlichen Symptomen einhergehen. Hierzu zählen zum Beispiel:
- Intelligenzminderung
- Entwicklungsverzögerung
- Hörstörung
- Über- oder Unterforderung in der Schule
- Störungen des Nervensystems oder des Hormonsystems
- Psychische Störungen
Zur Therapie des ADHS kommt eine Kombination aus verschiedenen Behandlungsverfahren zum Einsatz. Zunächst ist es wesentlich, das Kind, seine Eltern und Bezugspersonen über die Krankheit und deren Folgen aufzuklären und so das Verständnis auf allen Seiten zu fördern.
Einen wichtigen Teil der Therapie machen verhaltens- und psychotherapeutische Maßnahmen aus. Kinder mit ADHS lernen so, sich besser selbst zu regulieren, zu organisieren und besser mit sozialen Situationen umzugehen. Hierzu sind Techniken wie Biofeedback und innere Monologe hilfreich.
Die Eltern sollten im Rahmen von Elterntrainings unbedingt mit einbezogen werden. Sie können lernen, verständnisvoll mit ihrem Kind umzugehen, durch Belohnung positives Verhalten ihres Kindes zu bestärken und ihm beizubringen, wie man gut mit Problemen und schwierigen Situationen umgeht.
Häufig hilft es den Betroffenen, wenn ihre Umgebung möglichst reizarm und somit frei von Ablenkungsmöglichkeiten ist.
Medikamente bei ADHS
Medikamente sollten erst gegeben werden, wenn die nicht-medikamentösen Maßnahmen nicht oder nicht ausreichend helfen. Es kommen verschieden Wirkstoffe zur Therapie infrage, die meistens als Tabletten gegeben werden:
- Methylphenidat (zum Beispiel Ritalin®): Methylphenidat ist der häufigste verschriebene Wirkstoff gegen ADHS. Es gehört zu den Amphetaminen und damit zu den sogenannten Psychostimulanzien. Es verbessert die Konzentrations- und die geistige Leistungsfähigkeit. Außerdem sorgt es dafür, dass der Mensch weniger den Konflikt sucht und bessert die Stimmung bis hin zur Euphorie. Aufgrund seiner Wirkung kann Methylphenidat süchtig machen. Nebenwirkungen können Bluthochdruck und Schlafstörungen sein. Bei Kindern kann Methylphenidat außerdem das Wachstum stören. Deswegen müssen regelmäßige Kontrollen bei dem*der Kinderarzt*Kinderärztin erfolgen.
- Atomoxetin: Atomoxetin kann als Alternative zu Methylphenidat gegeben werden, zum Beispiel bei Allergien oder wenn die Therapie mit Methylphenidat nicht gut wirkt. Es hat den Vorteil, dass es nicht süchtig macht, allerdings kann eine Therapie mit dem Medikament Suizidgedanken begünstigen.
- Lisdexamfetamin (zum Beispiel Elvanse®): Dieser Wirkstoff kann wie Atomoxetin als Alternative zu Methylphenidat gegeben werden. Die Nebenwirkungen sind ähnlich denen von Methylphenidat. Entsprechend sollten auch hier regelmäßige ärztliche Kontrollen stattfinden.
Alle Wirkstoffe steigern die geistige Leistungsfähigkeit sowohl bei Menschen mit ADHS als auch bei gesunden, weshalb sie manchmal zum sogenannten Gehirndoping missbraucht werden. Es handelt sich jedoch um Medikamente, die schwerwiegende Nebenwirkungen haben können, aus gutem Grund verschreibungspflichtig sind und nur nach ausgiebiger Beurteilung von Ärzt*innen eingesetzt werden dürfen. Sie sollten nicht leichtfertig zur Leistungssteigerung eingenommen werden.
Alternative Behandlungen bei ADHS
Es gibt verschiedene weitere Ansätze, um das ADHS zu behandeln. Allerdings gibt es bisher zu wenige aussagekräftige Studien, um zu pflanzlichen Medikamenten und alternativen Heilmethoden zu raten oder auch von ihnen abzuraten. Weitere Forschung hierzu steht zurzeit noch aus.
Auch die Wirkung von medizinischem Cannabis (sowohl THC als auch CBD) wird derzeit noch erforscht. Einige Studien zeigen leichte positive Effekte von medizinischem Cannabis auf Erwachsene mit ADHS, allerdings sind weitere Untersuchungen notwendig, um eine Behandlung empfehlen zu können.1,2 Die Wirkung auf Kinder wurde bisher nicht untersucht.
In über der Hälfte aller Fälle legen sich die Symptome des ADHS im Laufe der Pubertät. Allerdings kann ein ADHS auch bei Erwachsenen weiterbestehen. Neu auftreten kann es per Definition im Erwachsenenalter aber nicht, das heißt, dass das Syndrom schon im Kindesalter da gewesen sein muss.
Die Hyperaktivität tritt im Erwachsenenalter eher in den Hintergrund. Ansonsten bleiben die Symptome aber ähnlich zu denen im Kindesalter. Erwachsene mit ADHS sind sprunghaft in ihrem Verhalten, leicht abzulenken und unaufmerksam in Gesprächen. Sie zeigen ein desorganisiertes Verhalten und reagieren emotional häufig stärker als andere Menschen. Außerdem neigen sie zu Stimmungsschwankungen.
Zur Therapie werden auch im Erwachsenenalter die gleichen Wirkstoffe wie im Kindesalter sowie psychotherapeutische Verfahren eingesetzt.
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Test: Leide ich an Dyskalkulie?
Test: Leide ich an Dyskalkulie?
Letzte Aktualisierung: 18.11.2021 17:47
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- Quellen
- ICD-Codes
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Quellen
- (1) Black, N. et al. (2019): Cannabinoids for the treatment of mental disorders and symptoms of mental disorders: a systematic review and meta-analysis. In: Lancet Psychiatry, Vol. 6(12), S. 995-1010.
- (2) Sarris, J. et al. (2020): Medicinal cannabis for psychiatric disorders: a clinically-focused systematic review. In: BMC Psychiatry, Vol. 20, Nr. 24.
- Hoffmann, G. et al. (2020): Pädiatrie. Springer Verlag, 5. Auflage.
- Bandelow, B. et al. (2013): Kurzlehrbuch Psychiatrie. Springer Verlag, 2. Auflage.
- AMBOSS (2020): Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom. (Abruf: 11/2021)
- S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. (DGKJP): ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. AWMF-Register-Nr. 028/045. (Stand: 05/2017)
ICD-Codes
F90.0|F90.1|F98.80
Author: John Alvarado
Last Updated: 1703666761
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